Thema

Die Internationale Summer School zum Thema „Canons of Digital Cultures“ dient als Einführungswoche für Studierende des Masters „Digitale Methodik in den Geistes- und Kulturwissenschaften“. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Frage, wie Kanonisierung im digitalen Zeitalter a) abgebildet, b) analysiert und c) (weiter-)entwickelt werden kann.

In den letzten Jahrzehnten haben digitale Technologien die Produktion, Verbreitung und Rezeption von Kulturinhalten geprägt. Während Kanonisierungsprozesse in der Vergangenheit in besonderem Maß von etablierten Institutionen, wie Universitäten oder Museen vorangetrieben und gestaltet wurden und die Entscheidung über das, was als „kanonisch“ gilt, oft von einer begrenzten Anzahl von Expert:innen getroffen wurden, lässt sich derzeit ein Wandel dieser Mechanismen durch die Digitalisierung beobachten.

Im Sinne und in Weiterführung der bereits 1971 von Linda Nochlin aufgeworfenen Frage "Why Have There Been No Great Women Artists?" soll im Rahmen der Summer School hinterfragt werden, nach welchen Kriterien und Wertvorstellungen Institutionen, wie Archive, Bibliotheken und Museen (digitale) Kulturgüter auswählen, ordnen und (im digitalen Raum) vermitteln.

Das Internet ermöglicht den Zugang zu einer Vielzahl von kulturellen Inhalten und Plattformen, auf denen Benutzer Inhalte erstellen, teilen und bewerten können. Dennoch haben diese dezentralen und zum Teil partizipativen Entwicklungen nicht zwangsläufig zu einer Demokratisierung oder größeren Diversität im digitalen Raum geführt. Im Gegenteil, immer wieder wird deutlich, dass sich bestehende Defizite, wie beispielsweise die Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen, im digitalem Raum noch verstärken. Dabei sind die fehlende Diversität und Bias-Problematiken nicht nur ein Thema von unzureichend trainierten neuronalen Netzwerken, sondern vor allem von den zurzeit existierenden, auffindbaren und nachnutzbaren Datenbeständen.

Doch wie verändern digitale Technologien und Zugänge unser Verständnis von „kanonischen“ Kulturgütern? Welche Rolle spielen dabei rein digitale Kulturbestände? Und lässt sich überhaupt ein Kanon digitaler Kulturen definieren?

Diskutiert werden soll dabei auch der oft verwendete Begriff der „Digital Culture(s)“, der einerseits auf die Erforschung digitaler Technologien sowie die Untersuchung ihrer Auswirkungen und ihre Rolle in der Gesellschaft abzielt. Andererseits aber auch die Analyse digitaler und digitalisierter Objekte meinen kann und damit Themen wie Sichtbarkeit oder Nachnutzbarkeit von Kulturgütern im digitalen Raum mit einschließt.

Die Summer School greift diese Thematiken auf und wird den Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, die komplexen Wechselwirkungen und Bedeutungen zwischen (digitalen) Kulturen und Kanonisierungsprozessen im digitalen Raum zu untersuchen.

Daneben gibt es aber auch eine Einführung in Techniken und Werkzeuge für das kollaborative, webbasierte Arbeiten (bspw. mit Git und Markdown), die Netzwerk- und Graphanalyse sowie geeignete Datenvisualisierungen.

Ziel der Summer School ist es, Fachwissen über grundlegende Konzepte, Methoden und Werkzeuge aufzubauen, die in einer Vielzahl geistes- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen eingesetzt werden. Gleichzeitig werden die Teilnehmenden dabei unterstützt, sich kritisch mit den vorgestellten Vorgehensweisen auseinanderzusetzen und die Auswirkungen ihrer Anwendung auf den Forschungsprozess zu diskutieren.

Für die Studierenden des Masterstudiengangs bietet sich zudem die Gelegenheit, sich über den Ablauf des Studiengangs im Allgemeinen und seine Schwerpunkte im Besonderen zu informieren und mit den Dozent:innen sowie fortgeschrittenen Studierenden und Absolvent:innen ins Gespräch zu kommen.