Thema

Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind Daten und Methodiken der Digital Humanities zu einem festen Bestandteil geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschungspraxis geworden. Die Anwendung formaler, quantitativer Methoden auf Daten, die digital gespeichert, verwaltet und bearbeitet werden, hat weitreichende Auswirkungen auf die Fragen, die an diese Daten gestellt, und die Schlussfolgerungen, die aus ihnen gewonnen werden können. Diese Effekte können allerdings nur dann wirklich beurteilt werden, wenn Forscherinnen ein grundlegendes Verständnis der entsprechenden Technologien entwickeln. Während sich Disziplinen wie z. B. „Critical Code Studies“ mit den (unbewussten) Voreingenommenheiten beschäftigen, die in IT-Infrastrukturen und Code enthalten sind, und das Feld der „Data Literacy“ einen kritischen Umgang mit Forschungsdaten fordert, müssen auch Digital Humanists die Tragweite der von ihnen verwendeten Methodiken reflektieren: Die Erfassung von Daten, die Entwicklung von Werkzeugen wie auch die Bereitstellung von Infrastrukturen haben alle wesentlichen Einfluss auf die Darstellung, Auswertung und Interpretation ihrer jeweiligen Forschungsgegenstände.

Die „International Summer School“ (ISS) des Mainzer Masterstudiengangs „Digitale Methodik in den Geistes­ und Kulturwissenschaften“ wird daher 2019 einen besonderen Schwerpunkt auf die kritische Reflexion von Daten, Methodologien und Algorithmen innerhalb der Digital Humanities legen. Ziel der Summer School ist es, Fachwissen über grundlegende Konzepte, Methoden und Werkzeuge aufzubauen, die in einer Vielzahl geistes- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen eingesetzt werden. Gleichzeitig werden die Teilnehmenden dabei unterstützt, sich kritisch mit den vorgestellten Vorgehensweisen auseinanderzusetzen und die Auswirkungen ihrer Anwendung auf den Forschungsprozess zu diskutieren.

Neben einer Einführung in Techniken und Werkzeuge für das kollaborative, webbasierte Arbeiten (bspw. mit Markdown, Git und GitLab) stehen die Annotation von Texten und Bildern sowie die Kodierung und digitale Präsentation von Forschungsgegenständen aus der Musikwissenschaft im Zentrum. Methoden der Netzwerkanalyse und ihre Anwendung auf historische Quellen werden ebenso thematisiert wie die kritische Bewertung verschiedener Praktiken der Datenvisualisierung. Schließlich werden die Analyse des Raumes mit Hilfe digitaler Methoden, Werkzeuge wie Graphdatenbanken und ihre Rolle in der Erschließung von Daten sowie ein Überblick über Natural Language Processing (NLP) das Programm abrunden.

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